Antwort auf "Wieviel kostet die Klimaneutralität?" im Anzeiger von Wallisellenn vom 24.3.2022.

Auf einer halben Seite breitet sich der Anzeiger von Wallisellen über eine Studie von EMPA und EPFL aus. Diese rechnet unrealistische Energiewende-Szenarien durch, die echt teuer würden. 

Nun, erstens ist festzuhalten, dass die Energiewende etwas kosten darf, denn ein ungebremster Klimawandel käme uns noch viel teurer zu stehen. Zweitens sind die durchgerechneten Szenarien nicht diejenigen, die die von der Industrie und den  Organisationen, die täglich an der Energiewende arbeiten, verfolgt werden. Und drittens wird z.T. mit veralteten Annahmen gerechnet, statt mit dem aktuellen Stand der Technik.

Veraltete Daten

So wird das Potential der Photovoltaik auf Dächern und Fassaden der Schweiz zu pessimistisch eingeschätzt. Das Bundesamt für Energie kommt mit einer neueren, sehr detaillierten Berechnung auf etwa das Dreifache, und unterdessen ist auch der Wirkungsgrad der Solarpanels weiter gestiegen.

Walliseller MFH mit vertikalen in die Balkone integrierte PV-Module für Winterstrom.

Einseitige Perspektive

Es ist eine Binsenwahrheit: Die Energiewende gelingt nicht mit einer einzigen Technik. Auch die  aktuelle oder vergangene Energieversorgung besteht aus mehreren unterschiedlichen Ressourcen. Völlig ignoriert wird vom zitierten EMPA/EPFL-Bericht, was seit mindestens 50 Jahren bekannt ist: die günstigste und umweltfreundlichste Energie ist das NegaWatt, die Energie die weder produziert noch verbraucht wird. Und gerade im Gebäudebereich besteht ein riesiges Potential, um den Energiebedarf, v.a. im Winter, zu reduzieren. Da passiert ja auch schon einiges, aber das Sanierungstempo kann und muss gesteigert werden.

Tiefe Strompreise auch im Winter möglich

Der grösste Teil des Artikels im AvW beschäftigt sich mit Rechnungen über Szenarien der Energieversorgung, die zwar niemand umsetzen will, aber absurd hohe Kosten und Nebenwirkungen haben. Zum Abschluss werden Konsequenzen gezogen, denen erstaunlicherweise zuzustimmen ist. 

Selbstverständlich macht ein nationaler Alleingang keinen Sinn. Im Winter fallen in Europa dank dem weiter wachsenden Anteil Windenergie die Strompreise immer wieder auf tiefe Werte ab. Wie mit verschiedenen anderen Techniken kann damit das schweizerische Winterdefizit reduziert werden - wesentlich billiger als mit der vorgeschlagenen 25-fachen Füllung des Gotthard Basis Tunnels durch - unter grossen Umwandlungsverlusten produzierten - Wasserstoffs. 

Auch der postulierte wirtschaftsverträgliche Energiepreis von maximal 40 Rappen pro kWh spricht für die Energiewende - in Deutschland liegen zum Beispiel die Zuschlagswerte für Freiflächen Photovoltaik bei 5 Cent pro kWh. Vielleicht waren die Energiepreise bisher zu günstig. Mit den Erneuerbaren werden sie moderater steigen als ohne. 

Lieber praxistauglich…

Ich hoffe, im Anzeiger von Wallisellen wieder einmal etwas über die praxistauglichen und erfolgversprechenden Wege zur Energiewende zu lesen und nicht nur über die unrealistischen Irrwege. Matchenscheidend ist, dass Wind- und Sonnenenergie so günstig geworden sind, dass viele andere Techniken inkl. Fossil- und Atomenergie auch ökonomisch keinen Sinn mehr machen.

  Anzeiger von Wallisellen vom 3.3.2022

Quellen