Nachruf
Am 3. Oktober 2021 hat Ruedi Lais den Kampf gegen die Statistik verloren, die Statistik bezüglich der Überlebenschancen von Pankreas Krebs. Obwohl er als hochkompetenter Statistiker haargenau um seine geringen Chancen wusste, hat er bis zuletzt gekämpft und versucht, die Hoffnung aufrecht zu halten.
Ruedi Lais war ein leidenschaftlicher Politiker, der viel Zeit, Energie und sich als Person investiert hat, um Lösungen zu finden, die das Leben der Menschen verbessern und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen erreichen sollten. Bereits als Achtzehnjähriger hat er sich mit dem damaligen Gemeindepräsident von Wallisellen angelegt und für die Auszonung des Hörnligrabens gekämpft. Es war ihm ein Anliegen, dass seltene Pflanzen und Tiere auch im mittleren Glatttal Lebensraum behalten und die Bevölkerung sich im Grünen erholen kann, ohne weit weg fahren zu müssen. Während 8 Jahren hat er in der RPK seine Kompetenz in Finanzfragen aufgebaut, während 4 Jahren im Gemeinderat war er für das Soziale zuständig.
In seine Zeit als Gemeinderat fällt ein Ereignis, das exemplarisch zeigt, dass Ruedi Lais seinen Idealen immer treu geblieben ist. Damals erhielt der Gemeinderat eine Einladung zur Jahresversammlung eines ortsansässigen kosovarischen Vereines. Ruedi Lais wollte hingehen, der Gemeinderat hat es ihm verboten. Somit ist er dann als Privatperson hingegangen und nicht als Delegierter des Gemeinderates. Für Ruedi Lais war es immer klar, dass er als Politiker auch die legitimen Rechte von Menschen vertritt, die ihn nicht wählen konnten oder auch nicht gewählt haben. Sein Politikverständnis war beinahe wie das Ethos eines Richters, der Gerechtigkeit und Vernunft verpflichtet und nicht den Interessen- und Einflussgruppen.
Am längsten war Ruedi Lais im Kantonsrat tätig, von 1999 bis 2021, während drei Jahren als Fraktionspräsident der SP und zuletzt als zweiter Vizepräsident des Kantonsrats. In diesen Jahren ist sein Ansehen bei Ratskollegen immerzu angestiegen, er wurde bewundert für seinen unermüdlichen Fleiss, seine Seriosität und Fairness und dafür, dass er quasi als wandelndes Lexikon jederzeit um Rat und Auskunft befragt werden konnte. Während des letzten Jahrzehnts war er zusätzlich als Bezirksrat für die Aufsicht der Gemeinden und die Behandlung von Rekursen zuständig. Eine Aufgabe, die er besonders ernst nahm, auch was die Pflicht betrifft, über die zu behandelnden Fälle Stillschweigen zu bewahren.
Ruedi Lais war nie jemand, der „Wasser predigte und Wein trank“. Sein Engagement für den Umweltschutz lebte er auch privat, indem er seltene Pflanzen züchtete, ohne Auto auskam, fast nie flog und stattdessen den ÖV nutzte, wo er ja auch rund 20 Jahre als Vizepräsident der Verkehrsbetriebe Glatttal amtierte.
Ruedi Lais kannte die Gegenwart, war stets auf der Höhe der Zeit, war jedoch auch tief mit der Heimat verwurzelt, kannte die Geschichte Wallisellens ebenso, wie die Entstehung der Sozialdemokratie. Seine Politik hatte Hand und Fuss, weil sie im Kontext der grösseren Zusammenhänge stand, nie beliebig war sondern an den realen Entwicklungslinien und Fakten orientiert, die er studiert und analysiert hatte.
50 Jahre lang war Ruedi Lais Mitglied der SP Wallisellen, teilweise im Vorstand, ein paar Jahre als Sektionspräsident. Gerne ging er nach einer Mitgliederversammlung noch etwas zusammen trinken, um sich abseits der Traktanden zwanglos auszutauschen. Denn politisch tätig zu sein, sollte ja auch Spass machen, Vertrautheit und Freundschaft fördern.
Ruedi, wir vermissen Dich jetzt schon.
- Beisetzung: Freitag, 29. Oktober 2021, um 11:00 Uhr auf dem Friedhof Wallisellen
- Trauerfeier: Freitag, 29. Oktober 2021, um 16:00 Uhr im Grossmünster Zürich
Anzeiger von Wallisellen vom 14.10.2021