Was die Walliseller Gemeindeversammlung bereits beschlossen hat - ein Konzept für die Netto Null Treibhausgas Emissionen bis 2050 - will die Gletscher-Initiative schweizweit erreichen. Vorletzten Samstag sammelte die SP Wallisellen Unterschriften dafür und führte dabei spannende Gespräche.

Z.B. wurde die Frage gestellt: Will die Gletscher-Initiative die Gletscher abdecken? Nein ist die Antwort. Aber sie hat etwas damit zu tun, dass ich genau da, wo ein Kollege einst in eine Gletscherspalte stürzte, heute auf festem Fels stehe und der Gletscher erst Kilometer weitweg auftaucht. Das ist eine Folge der heutigen Klimaerwärmung und die ist die schnellste Klimaveränderung seit dem Aussterben der Dinosaurier (zusammen mit drei Vierteln aller Tierarten).

Aber die Dinosaurier - laut Volksmund ausgestorben wegen zuviel Panzer und zuwenig Hirn - hatten den Meteoriten nicht selbst Richtung Erde geschleudert, noch hatten sie eine Wissenschaft, die die Katastrophe voraussagte, und erst recht gab es nicht Dutzende von realisierbaren Plänen, um die Katastrophe zu begrenzen.

Was die Gletscher-Initiative vorschlägt ist einfach: Die Schweiz soll ab 2050 kein fossiles Erdöl, Erdgas oder Kohle mehr verbrauchen - Ausnahmen müsssen im Inland kompensiert werden.

Nicht machbar?

Das ist gar nicht machbar, hörten wir ein paar Mal. Nun, 2050 ist die Frist zu der sich die Schweiz im Pariser Abkommen verpflichtet. Viele Studien zeigen, dass der Übergang in eine Gesellschaft ohne CO2-Emissionen technische machbar und wirtschaftliche rentabel ist - gerade in der Schweiz mit vielen Speicherseeen und Pumpkraftwerken. Die Probleme liegen zurzeit vor allem auf der politischen Ebene: Versteckte Subventionen werden nicht abgebaut und Marktversagen nicht korrigiert.

Frist zu lang?

Ebenso häufig wurde kritisiert: Die Frist bis 2050 ist viel zu lang! Das ist ganz im Sinne der Klimastreikbewegung und des UNO-Weltklimarates. Die Gletscher-Initiative sagt bis spätestens 2050, aber je früher CO2 eliminiert wird, desto effektiver und desto günstiger. Natürlich ist es nicht leicht, die fossile Wirtschaft abzulösen. Die Initiative lässt Gesetzgebung und Wirtschaftdie die Freiheit, wie das erreicht werden soll. Und die Schweiz hat in der Vergangenheit schon verschiedene tiefgreifende Transformationen erfolgreich gemeistert.

Die Initianten fassen zusammen: Die Gletscher-Initiative setzt das Pariser Übereinkommen in der Schweiz so schlank, liberal und wirksam wie möglich um. Und sie stellt klar, worum es geht: Nicht um einen Ausbau erneuerbarer Energien, sondern um das Verschwinden der fossilen. Nicht um eine Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses um einen bestimmten Prozentsatz, sondern um seine Eliminierung. Damit schafft sie nicht zuletzt Planungssicherheit: Investoren wissen – anders als heute –, ab wann sie definitiv nicht mehr mit fossilen Energieträgern rechnen dürfen. Deshalb stehen auch (fast) alle Parteien dahinter.

erschien im Anzeiger von Wallisellen vom 27.6.2019

zum weiterlesen