Die SVP-Familieninitiative will Eltern bei den Steuern entlasten, die ihren Beruf aufgeben, um die Kinder selber betreuen. Aber nicht alle solchen Eltern sollen gleich profitieren, wohlverstanden. Je mehr Steuern jemand bezahlt, desto mehr soll er vom 1.4 Mrd.-Steuergeschenk erhalten. Wer hingegen seine Kinder Verwandten, einem Hort oder einer Krippe anvertraut, um seinen Beruf wenigstens teilweise ausüben zu können, erhält davon nichts – im Gegenteil!
Wenn Bund, Kanton und Gemeinden 1.4 Mrd. Steuerausfälle zu finanzieren haben, gibt es nämlich zwei mögliche Wege. Entweder werden die Steuern erhöht, oder der Staat reduziert seine Leistungen. Die SVP sagt klar und deutlich, welche Leistungen reduziert werden sollen, wenn ihre Initiative angenommen wird. Der Betreuungsabzug für berufstätige Eltern soll nach ihr wieder reduziert oder gar abgeschafft werden. Bei über zwei Drittel aller Familien sind beide Elternteile berufstätig und daher auf Verwandte, Krippen, Horte oder Tageseltern angewiesen. Der zweite Lohn, meist jener der Mutter, darf von den Steuern nicht weggefressen werden, wie es bis vor wenigen Jahren der Fall war und wie es die SVP wieder einführen will!
Wird hingegen nach einem Ja zur Initiative der Betreuungskostenabzug nicht angetastet, so muss im Bund, in den Kantonen und in den Gemeinden woanders gespart werden. Die paar Franken Steuerersparnis für traditionell lebende Durchschnittsverdiener-Familien könnten dann sehr rasch durch höhere Krankenkassenprämien, Billettpreise im ÖV oder einen Abbau bei freiwilligen Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten aufgefressen werden.
Die SVP will also Mütter bestrafen, die berufstätig sind und jene belohnen, die es sich leisten (können), 100% ihrer Arbeitszeit der Kindererziehung und dem Haushalt zu widmen. Gleichstellung sieht anders aus, und die Schweizer Wirtschaft ist auf qualifizierte Frauen angewiesen. Will die SVP tatsächlich, dass sie durch noch mehr Immigranten ersetzt werden müssen? Diese Initiative ist für die meisten Familien, die Durchschnittsverdiener und unsere Wirtschaft ein gefährlicher Bumerang.
Dieser Artikel erscheint im Anzeiger von Wallisellen vom 14.11.2013